Flores, Tikal

Flores

Der Weg von Hopkins nach Flores in Guatemala gestaltet sich problemloser als erwartet. Obwohl wir nichts vorher gebucht haben, klappt die Umsteigerei bis zur Grenze wunderbar und auch der Grenzübergang ist ein Klacks. Stempel rein, Bye Belize, Stempel rein, Hola Guatemala! Nur um die Ausreisegebühr können wir uns dieses mal nicht drücken.. Von der Grenze sind es noch circa eineinhalb Stunden Fahrt bis nach Flores, ein Städtchen auf dem Lago Petén Itzá. Verschiedene Taxi- und Shuttlebusfahrer möchten uns nur zu gerne mitnehmen - alle zum besten Preis versteht sich. Wir entscheiden uns mit zwei anderen Reisenden ein Taxi zu teilen. Außerdem können wir bei dem Taxifahrer noch unsere letzten Belize-Dollar loswerden, die wir sonst zu unterirdischen Kursen tauschen müssten – guter Deal! Die Insel Flores ist zwar nur aufgrund der Nähe zu den Mayaruinen von Tikal unser Ziel, aber allemal eine Reise wert. Es ist die Hauptstadt der Region Petén und in circa fünfzehn Minuten zu Fuß umrundet. Die schön gestaltete Promenade lädt uns abends zum bummeln und auf ein kühles Gallo (laut Taxifahrer das beste Bier in Guatemala) ein, bevor es am nächsten Morgen mit dem Shuttle nach Tikal geht.

 

Tikal

Der Gringoeintrittspreis zu den Ruinen von Tikal in Höhe von 150 Quetzales (fast 20 Euro) ist schon recht happig, aber das riesige Gelände im Dschungel ist auch sehr beeindruckend. Am Eingang werden wir von einem Parkmitarbeiter abgeholt, der sich erkundigt wer alles eine geführte Tour gebucht hat. Es stellt sich raus, dass wir die einzigen sind, die dies nicht getan haben, was der Mitarbeiter auch mehrmals gegenüber dem Tourguide betont – Jana y Stephan no tienen Tour! Ist ja ok, möchten wir auch gar nicht. Schnell zeigt sich, dass wir sehr froh sind, nicht Teil der laut schnatternden Tourigruppe zu sein, die wahrscheinlich die Anwesenheit der Tiere um sie herum nicht einmal bemerkt. Während wir durch den Dschungel schleichen, sehen wir so jede Menge Affen und Tucancillos. Mein Traum des schönen großen Tukans geht zwar leider noch nicht in Erfüllung, aber der kleine Tucancillo ist ein willkommener Anfang :) Sehr gut gefällt uns auch, dass die meisten Mayabauten hier betreten werden können. Hierzu sind oft an den Seiten Holztreppen angebaut, um die Ruinen zu schützen. Von oben ergeben sich so atemberaubende Ausblicke über den Dschungel und die anderen Ruinen. Auch wenn man in dem großen Gelände leicht die Orientierung verliert, finden wir auch ohne Guide wieder einen Weg hinaus. An diesem Tag erwartet uns auch unsere erste Schlangenbegegnung, jedoch nicht wie zu erwarten im Dschungel, sondern im Restaurant am Eingang des Geländes. Der Geruch des brutzelnden Hähnchens scheint das giftgrüne Tierchen angelockt zu haben. Solange ihre Aufmerksamkeit auf dem Hähnchen bleibt, soll uns das recht sein :)

 

Lanquín - Semuc Champey

Am nächsten Tag geht es wiedermal morgens früh aus den Federn, jedoch mit recht getrübter Stimmung; der erste Diebstahl. Am Vortag hatten wir uns noch gefreut wie bolle, dass wir Vollkornbaguette in einer kleinen süßen Bäckerei gefunden haben, das wir uns liebevoll für die lange Fahrt zubereiteten und im Gemeinschaftskühlschrank über Nacht lagerten. Am Morgen dann die böse Überraschung, hat doch tatsächlich jemand beide Hälften des Baguettes aufgefuttert.. Frechheit, aber solange es bei Essen bleibt, ist es wohl verschmerzbar. Für die Fahrt von Flores nach Lanquín haben wir uns für einen Shuttle entschieden. Der Preis, der uns für den Shuttle von der Travel Agency (Marlin Tours) angeboten wurde, scheint uns auch sehr fair. Für 100 Quetzales pro Person, umgerechnet 12,50€ machen wir uns also auf den Weg. Sieben Stunden hieß es zu Fahrtbeginn, aber dazu später mehr... :D Es gibt auch die Möglichkeit mit Chicken-Bussen günstiger von A nach B zu kommen (öffentliches Verkehrsmittel Nummer eins bei den locals). Insbesondere für längere Fahrten wie die von Flores nach Lanquin sind wir jedoch über den Luxus der direkten Verbindung und eines eigenen Sitzplatzes sehr froh. Wie viele Menschen in den Chicken Bussen sitzen, stehen oder auf dem Dach mitfahren, kann man nur schätzen. Ich würde auf 30-40 tippen. Hinzu kommt, dass viele quasi ihren ganzen Hausstand mit sich führen. Wirklich ein außergewöhnliches Bild und sicherlich eine Erfahrung wert. Aber mit unserem ganzen Gepäck ist es uns doch etwas zu heikel. Soviel zum Chicken-Bus Exkurs ;) Unsere Fahrt läuft eher schleppend und uns ist früh klar, dass 7 Stunden einfach utopisch sind. Aber langweilig wird es nicht. So müssen wir uns regelmäßig durch kleine Dörfer schlängeln, bei denen die Straße für den täglichen Markt genutzt wird und einen Fluss überqueren wir mit einem abenteuerlichen Autofloß, das erst einen ordentlichen Anschubs braucht, um von der Stelle zu kommen. Nach ca. 8 Stunden erreichen wir Coban, eine recht große Stadt auf 1200m Höhe, in der wir kurz Pause machen und einen Kälteschock bekommen (Nur noch 15 °C, Regen und wir stehen da in Flip Flops und Shorts :D). Kurz nach Coban hat dann auch die befestigte Straße ein Ende und es geht auf einer Schotterpiste steil bergab und bergauf, man hat wirklich das Gefühl im Nirgendwo zu sein. Nach weiteren 2 Stunden erreichen wir endlich Lanquín, dort wartet auch schon der nächste Shuttle auf uns, der uns zu unserer Unterkunft, dem Greengos Hotel, buchsieren soll. Mittlerweile ist es schon dunkel und für die 10km Strecke brauchen wir nochmal eine Stunde und werden ordentlich durchgeschüttelt. Jetzt sind wir wohl wirklich am Ende der Welt. Nach dem Check-In wollen wir eigentlich nur noch schlafen, da die Gebirgsfahrt doch schon sehr schlauchend war. Aber die Rechnung haben wir nicht mit der Spinne gemacht, die in unserer schönen Hütte auf uns wartet. Für mich (Stephan) ein gewaltiges Vieh. Für den einheimischen Hostelmitarbeiter wohl eher ein Witz. Er sagt nur: „no es giganto, es pequeño“. Trotzdem schlafen wir diese Nacht lieber unterm Mosquito Netz und komischerweise haben wir von nun an drinnen mehr Schiss vor Tierchen als draußen :D

 

Der eigentliche Grund, warum wir die abenteuerliche Reise in diese abgelegene Ecke Guatemalas auf uns genommen haben, ist Semuc Champey, ein seltenes Naturspektakel. Am besten beschreiben lässt es sich als Flusslauf, der sich durch seine Treppenform, durch die man von einem Pool in den nächsten springen kann, auszeichnet. In der Umgebung von Semuc Champey befinden sich gut ausgebaute, aber auch abenteuerliche Wanderwege, über die eine Aussichtsplattform erreicht werden kann und die weiter entlang des Flusslaufs führen, vorbei an der tobenden Unterspülung des Flusslaufs bis hin zu dem Bereich, in dem man in den treppenförmigen Pools schwimmen kann. Hier sagen Bilder vielleicht mehr als meine unwissende Wortwahl. Unsere Unterkunft, das Greengos Hotel, befindet sich zwar in äußerster Abgeschiedenheit außerhalb des Örtchens Lanquín, dafür ist Semuc Champey von hier auch jedoch zu Fuß zu erreichen. Die abgelegene Lage mitten in der Natur mit vielen Hängematten, Unterkünften in Hüttenform und Outdoorbädern und ohne WLAN gibt der Unterkunft eine besondere Atmosphäre. Abends geleiten uns das Rauschen des Flusses und das Zirpen und Fiepsen vieler Tiere in den Schlaf. Versorgungstechnisch sind wir sehr auf das Hostel angewiesen, aber Preise für Essen und Trinken hier sind fair und das Hostel hat ein nettes Angebot an Sport, Spiel und Chillen, um den Aufenthalt schön zu gestalten. Jetzt freuen wir uns doch auch wieder auf ein bisschen mehr Zivilisation und deshalb geht’s morgen weiter ins schöne Antigua, wo ein bisschen Stadt und Vulkane warten!

 

Antigua und Umgebung

Antigua Guatemala

Frühe Abfahrten werden mittlerweile zur Gewohnheit und dass die Fahrten viel länger dauern als eigentlich veranschlagt auch. Die Fahrt von Lanquín nach Antigua gestaltet sich ebenfalls als langwierig und auch sehr anstrengend. Guatemala ist eben ein sehr bergiges Land und somit schlängeln wir uns bergauf bergab durch enge Kurven. Auf unserem Weg durchqueren wir Guatemala Stadt, die bisher größte mittelamerikanische Stadt, in der wir waren - schon sehr chaotische Fahrerei (wie soll das bloß in Metropolen wie Bangkok werden ??). Ganz anders La Antigua Guatemala (oder kurz Antigua), die ehemalige Hauptstadt Guatemalas in der Kolonialzeit. Aufgrund eines schweren Erdbebens, bei dem die Stadt fast völlig zerstört wurde, wurde die Hauptstadt jedoch um 45km ins heutige Guatemala Stadt verlegt, während Antigua wieder aufgebaut wurde. Schon bei der Einfahrt ist uns klar: Antigua ist wirklich eine sehr schöne Stadt im Kolonialstil mit viel Charme. Besonders beeindruckend ist die Lage direkt am Fuß des Vulkan Agua sowie drei weiteren Vulkanen in nächster Nachbarschaft. In Antigua verbringen wir ein paar Tage, erkunden die Stadt und bereiten uns von hier aus auf die Vulkantour auf den Acatenango vor.

 

Volcán Acatenango

Morgens werden wir vom Shuttle abgeholt, das uns bis zum Startpunkt der Tour fährt. Im Gepäck haben wir 8 Liter Wasser, reichlich Verpflegung und alles was wir an wärmerer Kleidung besitzen. Pullover, dicke Jacke, lange Hose, Mütze und Handschuhe wurden uns empfohlen. Haben wir leider alles nicht, aber die gute alte Zwiebeltechnik tut es wohl auch. Auch der deutsche Sparfuchs kommt durch, als wir uns dagegen entscheiden Handschuhe oder Mützen zu kaufen. Ein bisschen blauäugig (und wahrscheinlich auch aus Faulheit unsere Rucksäcke komplett zu leeren) entscheiden wir uns für nur einen Rucksack, der mit Essen, Wasser und den Klamotten zwar nicht leicht, aber noch tragbar wirkt. Am Startpunkt der Tour angekommen wird uns klar, dass wir neben dem Zelt auch Schlafsack und Isomatten auf unseren Rücken schnallen müssen und da wir nur einen Rucksack haben, ist dieser nun doch wirklich schwer :D Aber es hilft ja nichts. Nachdem alles Gepäck verstaut ist, werden wir von unserem Tour Guide in Empfang genommen, der an sich schon ein kleines Highlight ist. Leider kann sich keiner mehr an seinen Namen erinnern, deshalb nennen wir ihn Amigo, das geht immer :). Dank ihm wird die Tour sehr authentisch, denn er spricht nur Spanisch, kennt sich mit Flora und Fauna bestens aus und klettert seit 15 Jahren 2-3 Mal die Woche auf den Acatenango und das mit sechzig Jahren, wie er uns stolz erzählt. Aber dass er trotzdem immer noch top fit ist, bekommen wir bald zu spüren. Pausen mag er nicht wirklich und auch sonst legt er ein flottes Tempo vor, sodass wir für den Aufstieg bis zu unserem Nachtlager statt wie angekündigt circa 7 Stunden nur viereinhalb Stunden benötigen. Da wir aber eine relativ kleine und fitte Gruppe sind, ist der Aufstieg zwar sehr kräftezehrend und teilweise auch sehr steil, aber durchaus machbar (für mich war es wohl aufgrund des doppelten Gepäcks trotzdem der bisher härteste). Auch Amigo lobt unsere Fitness, insbesondere im Vergleich zu dem seeehr langsamen Tempo der meisten Chinesen, die er bisher so auf den Acatenango begleitet hat, wie er betont. Mit der zunehmenden Höhe fallen auch langsam, aber sicher die Temperaturen. In unserem Camp auf 3200m angekommen, können wir dank des flotten Aufstiegs noch die letzten Sonnenstrahlen genießen bevor wir unser Nachtlager aufbauen und den unbeschreiblich schönen Sonnenuntergang vor der Kulisse des aktiven Vulkans Fuego bestaunen. Doch mit dem Sonnenuntergang kommt auch die Kälte aber ehe wir uns versehen, hat Amigo auch schon ein Lagerfeuer entfacht, an dem wir unsere Instant China Nudelsuppe zubereiten und schlürfen, die so gar nicht ins Bild passt. Aber der gute Amigo überrascht uns schon wieder. Neben einer heißen Schokolade verwöhnt er uns mit Maistortillas und Käse und berichtet stolz, dass seine Mama den Käse aus der Milch der eigenen Kuh hergestellt hat – wirklich sehr süß der Amigo :) Nach dem Abendessen sitzen wir noch am Feuer und hoffen auf den Ausbruch des Fuego. Amigo hat uns zuvor erklärt, dass der Ausbruch wenn in der Dunkelheit stattfindet, entweder um 8 Uhr abends oder zwischen 2-3 Uhr nachts :D. Um halb 9 und bei Temperaturen um den Gefrierpunkt geben wir aber auf und muckeln uns in unsere Schlafsäcke ein, werfen jedoch vom Zelt aus immer mal einen Blick auf den Fuego. Aber da wir alle vom Aufstieg sehr erschöpft sind, schlafen wir bald ein.

Um das letzte Stück vor dem Sonnenaufgang zu schaffen, weckt Amigo uns um 4 Uhr morgens mit einem Café con leche (sein Gehemnis für gesunde Knochen). Nachdem wir uns am Lagerfeuer nochmal aufgewärmt haben, machen wir uns an den Aufstieg bis zum Krater auf knapp 4000m. Mittlerweile ist es wirklich arschkalt, aber durch die Bewegung ist es auszuhalten. Nach einer Stunde wirklich steilen Aufstiegs (zum Glück ohne Gepäck) erreichen wir die Spitze des Acatengango und haben hier einen wirklich atemberaubenden Ausblick auf die umliegenden Vulkane, der durch den Sonnenaufgang abgerundet wird. Wirklich einmalig! Lange halten wir es, bei -4°C und starkem Wind jedoch nicht aus. Der Abstieg verläuft dann ähnlich wie der Aufstieg, fast ohne Pause und in nur zweieinhalb statt veranschlagter vier Stunden, kurz und schmerzlos. Unten angekommen verabschieden wir uns noch mit einem kleinem Trinkgeld von Amigo und werden schnell von der Erschöpfung eingeholt, als wir wieder im Shuttle nach Antigua sitzen. Rückblickend wohl eins der extremsten Erlebnisse bis jetzt für uns beide, aber ich glaube die Bilder sprechen für sich. Nicht zuletzt wegen der super Gruppe und dem grandiosen Guide ein einmaliges Erlebnis. Dass der Fuego nicht gespuckt hat, ist daher nur ein kleiner Wermutstropfen.

 

In Antigua angekommen bleibt uns jedoch nur Zeit, um unser Gepäck abzuholen und kurz duschen zu gehen, bevor uns der Shuttle an den Lago Atitlán fährt. Kleine Anekdote noch am Rande, während wir friedlich in unserem Vulkanlager schlummerten, wurde mal wieder unser Essen entwendet, dieses Mal jedoch nicht von bösen Menschen, sondern von hungrigen Tieren, frech!

 

San Pedro, Lago Atitlán

Am Lago Atitlán verbringen wir 2 Nächte in San Pedro de la Laguna, aber viel stellen wir dort nicht auf die Beine, da die letzten Tage schon sehr anstrengend waren. Somit nutzen wir den relativ kleinen Ort zum runterkommen. Zu mehr als einem Café am Nachmittag und einem kurzen Marsch zum See können wir uns wirklich nicht aufraffen. Aber das tut auch mal ganz gut. Unser Shuttle zurück nach Antigua fährt von Panajachel, das auf der gegenüberliegenden Seite des Sees liegt. Also nehmen wir das Boot Taxi und können nebenbei doch noch einen super Blick auf den See und die umliegenden Vulkane, wegen denen wir ja eigentlich hier her gefahren sind, werfen :D Back in Antigua holen wir uns einen Day-Pass für das Bigfoot Hostel und warten hier bis 2 Uhr morgens auf den Shuttle nach León in Nicaragua. Und wieder steht eine lange Fahrt an, die bisher längste um genau zu sein, aber dazu später mehr... Ciao Guatemala!