Yangon

Myanmar (ehemals Birma) wurde bis 2011 von einer Militärdiktatur regiert. Bis dahin hat sich das Land dem Tourismus verschlossen und nur Visa für maximal 1 Woche vergeben. Erst seit der Ablösung des Militärregimes und der Einführung der Demokratie, öffnet sich das Land schrittweise für Touristen. Mittlerweile ist sogar die Beantragung eines E-Visums möglich und macht die Einreise um vieles einfacher, da der Gang zur Botschaft erspart bleibt. Trotzdem ist die Einreise für uns um einiges komplizierter und, mit 50$, teurer als in anderen Ländern. Auf dem Landweg kann man nur an bestimmten Grenzstellen die Grenze überqueren. Der einfachste Weg von Bangkok nach Myanmar zu kommen ist daher zu fliegen. Auch an Bargeld kommt man laut unserer vorherigen Recherche nicht ganz so einfach, sodass wir vorher in Bangkok noch Baht in Dollar tauschen, die wir dann in Myanmar in Kyat tauschen können. Bevorzugt werden druckfrische 100 Dollar Noten, für die man den besten Kurs erhält. Während unserer Zeit in Myanmar stellen wir allerdings fest, dass es mittlerweile in den großen Städten und Touristenzentren ohne Probleme möglich ist Bargeld am Automaten abzuheben. Ähnliche Erfahrung machen wir noch öfter. Da die Entwicklung des Landes so schnell voranschreitet, sind Informationen schnell überholt.
Nach etwas mehr als einer Stunde landen wir in Yangon (früher Rangun), der ehemaligen Hauptstadt und mit über 5 Millionen Einwohnern die größte Stadt Myanmars. Mit dem Taxi geht es vom Flughafen ins Zentrum, dabei wird schnell klar: auch Yangon hat ein großes Verkehrsproblem und das wichtigste Hilfsmittel aller Verkehrsteilnehmer ist die Hupe. Und noch eins stellen wir sofort fest: auch wenn das Land touristisch noch in den Kinderschuhen steckt, sind Taxifahrer meist die ersten, die von den vergleichsweise reichen Touristen profitieren wollen und teils doppelt so hohe Preise verlangen. Hart bleiben und handeln heißt da die Devise, falls einem der Preis zu hoch erscheint. 

Streetlife

In den kommenden Tagen erkunden wir Yangon überwiegend zu Fuß. Zwar ist unser Hotel ca 2km außerhalb der Altstadt und das Taxifahren verhältnismäßig günstig, jedoch gibt es auf dem Weg so viel zu entdecken, sodass wir uns immer zu Fuß auf den Weg machen. Es lohnt sich wirklich sich einfach mal treiben zu lassen, in verschiedene Gassen einzubiegen und den Menschen bei ihrem Alltag zuzusehen. Die Bürgersteige und kleineren Gassen ähneln einem schier endlosen Markt. Von Obst, Gemüse, Fleisch, über Anziehsachen und Werkzeuge ist hier alles zu finden und zwischen all dem wird gekocht und gegessen. Ein Großteil des Lebens spielt sich hier auf der Straße ab und es ist super spannend dies zu beobachten. Besonders auffällig ist die freundliche Art der Burmesen. Von allen Seiten wird man einerseits interessiert beobachtet, aber auch herzlich angelacht und begrüßt. So eine Gastfreundschaft haben wir bislang nirgends erlebt. 
Während unserer Streifzüge durch Straßen und Märkte, haben wir die Straßenfotografie für uns entdeckt und den Finger quasi immer bereit auf dem Auslöser. Es fällt uns schwer eine Auswahl aus der Flut von Bildern zu treffen, aber hier sind unsere Favoriten:

Altstadt

Neben den kleinen Gassen versprüht die Altstadt mit ihren Gebäuden aus der Kolonialzeit einen besonderen Charme. Manche dieser Gebäude werden mittlerweile restauriert, bei vielen lässt sich der Glanz der alten Zeit jedoch nur noch erahnen. Vieles ist in dieser Stadt im Umbruch, neben den schon genannten Restaurierungsarbeiten in der Altstadt gibt es Baustellen für Luxusmalls und -hotels die einen krassen Kontrast zu den teils sehr einfachen, armen Verhältnissen darstellen, in denen der Großteil der Einwohner lebt. 


Inmitten dieser Kontroverse aus arm und reich, sowie den Prachtbauten, die an die Besetzung durch die Kolonialmacht England erinnern, ragen goldene Pagoden in den Himmel und symbolisieren den buddhistischen Glauben, der hier bei den Menschen sehr verankert ist und zum täglichen Leben dazu gehört. Zwar gibt es in Myanmar keine Staatsreligion, über 90% der Bevölkerung gehört jedoch dem Buddhismus an. 
Bei einem Aufenthalt in Yangon darf ein Besuch der Pagoden natürlich nicht fehlen.

Sule Pagode

Unsere erste Pagode überhaupt ist die Sule Pagode mitten in der Stadt auf einem Kreisverkehr. Für die Buddhisten sind die Pagoden ein Ort des Gebets und der Ruhe. Typisches Merkmal ist der meist vergoldete Stupa in der Mitte des Tempels. Die prachtvoll verzierten Pagoden stehen im Kontrast zu den eher ärmlichen Verhältnissen, in denen die Menschen leben. Willkommen ist hier jedoch jeder. Als Besucher kann man hier Mönchen und Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten beim Gebet zusehen. 

Shwedagon Pagode

Die Shwedagon Pagode ist die wohl berühmteste Pagode in ganz Myanmar und religiöses Zentrum für die Buddhisten des Landes. Erbaut auf dem Hühel Pegu-Joma, überragt der 105m hohe, vergoldete Stupa die Stadt und ist auch gleichzeitig das Wahrzeichen Yangons. Die mit Diamanten, Rubinen und Saphiren besetzte Spitze der Pagode beherbergt einen 76 Karat Diamanten. 
Die zentrale Plattform der Shwedagon Pagode kann über 4 unterschiedliche Aufgänge erreicht werden. Natürlich gelten auch hier strenge Kleidungsvorschriften, keine ärmellosen Shirts und keine kurzen Hosen und das bei 35 Grad im Schatten. 
Nachdem man die Treppen bis zur zentralen Plattform aufgestiegen ist, bietet sich ein faszinierender Anblick, überall funkelt und glitzert es. Zwischen den vielen prachtvoll verzierten Tempeln und golden emporragenden Spitzen kommt man sich vor wie in einer Phantasiewelt, die an Schönheit kaum zu überbieten ist. Überall gibt es Tempel und Statuen oder Reliquien zu bestaunen. Hier verbringen wir den Rest des Tages und beobachten die Menschen beim Gebet oder entspannen unter schattenspendenden Bäumen und Tempeln. Nach Einbruch der Dunkelheit wird der goldene Stupa angestrahlt und am Fuß der Pagode werden unzählige kleine Feuer entfacht, die den Ort, begleitet von den Gesängen der Betenden, noch mystischer erscheinen lassen. 
Die Shwedagon Pagode ist auf jeden Fall das Highlight von Yangon und sicherlich auch von ganz Myanmar. Neben allen Pagoden, die wir während unserer Zeit in Myanmar besichtigt haben, war die Shwedagon Pagdode mit Abstand die schönste und spektakulärste. Einen Ort wie diesen gibt es wohl nur einmal auf der Welt. 

Kandawagyi Park

Um dem Lärm und der Hitze der Großstadt für einen Moment zu entfliehen, zieht es uns in einen der Parks von Yangon. Der Kandawgyi Park befindet sich direkt am Fuß der Shwedagon Pagode. Hier befindet sich auch der gleichnamige See, der auf zahlreichen hölzernen Stegen überquert werden kann. Diese Stege sind jedoch schon etwas in die Jahre gekommen und renovierungsbedürftig, sodass der Spaziergang zu einem echten Abenteuerparcours werden kann. Ab und zu kommt es vor, dass ein Brett beim darauf treten nachgibt. 
Der Park ist für Einheimische und Touristen ein beliebtes Ziel, besonders da man von hier einen schönen Blick auf die Shwedagon Pagode werfen kann, die am Westufer des Sees in den Himmel ragt. Am anderen Ende des Sees befinden sich viele günstige und nette Restaurants und Bars, die zum Verweilen einladen. Beliebtes Fotomotiv ist der schwimmende Karaweik Palast, dessen Fassade komplett vergoldet wurde.  

Nach Bangkok hatten wir eigentlich erstmal genug von Großstädten. In Yangon erwartete uns zwar nicht weniger Chaos und Hitze, aber alles um uns herum ist so spannend und neu, dass wir über Verkehr, Dreck und eher unappetitliche Gerüche gerne hinweg sehen. Der Auftakt unserer Myanmaretappe ist noch aufregender als im Vorfeld angenommen. Bis jetzt haben wir noch in keinem Land eine solche Gastfreundschaft und eine solche Präsenz von Kultur und Religion in der Gesellschaft erlebt. Vor allem das Beobachten des alltäglichen Lebens ist für uns super spannend und wir können nun kaum abwarten noch mehr davon zu sehen. 
Als nächstes geht es für uns nach Bagan, die berühmte Ruinenstadt in der Mitte des Landes am Irawaddy Fluss. 

Bagan

Bagan, lange haben wir davon geträumt, nun sind wir da. Morgens um 5 kommen wir leicht zerknautscht am Busbahnhof an und sofort stürzen sich die Taxifahrer wie die Geier auf uns. Nach einigem hin und her und auch nur, weil wir uns das Taxi mit noch zwei anderen teilen, können wir einen akzeptablen Preis raushandeln. Auf dem Weg zum Hotel kommen wir noch an der Tempelkontrolle vorbei und müssen erst mal 25.000 Kyat, also ca. 17,50€ blechen, um die historisch und kulturell bedeutende, atemberaubende Tempelgegend erkunden zu dürfen. Preislich kann man da jedoch sicher nicht meckern, immerhin gibt es schlappe 4000 Tempel und Pagoden, und das Ticket kann fünf Tage genutzt werden. Bei Ankunft in unserer Unterkunft, dem Skyview Hotel, zeigt sich wieder einmal die enorme Gastfreundschaft und Freundlichkeit der Burmesen. Obwohl es erst 6 Uhr morgens ist und wir natürlich noch lange nicht einchecken können, kümmern die Mitarbeiter sich rührend um uns, versorgen uns mit Decken, damit wir uns ein bisschen aufs Sofa legen können, und bieten uns sogar das hotelinterne Frühstück an, obwohl wir erst ab dem nächsten Morgen dafür zahlen. Dieses genießen wir dann auch gleich bei Sonnenaufgang auf der Dachterrasse des Hotels. Die Glückssträhne geht weiter, schon um 8 können wir einchecken. Nach einem kurzen Nickerchen nach der anstrengenden Busnacht sind wir bald bereit die 4000 Tempel zu erkunden.
Natürlich kann man hierfür auch durchgeplante Touren buchen, bei denen Busse einen von Tempel zu Tempel karren. Aber auch im Alleingang ist das Ganze sehr gut machbar. An jeder Ecke und auch bei uns im Hotel kann man Fahrräder oder Elektroroller (sehr vorbildlich) mieten, um die zahlreichen Tempel abzugrasen. In verschiedensten Internetforen und Blogs finden sich Tempelguides, die bei der immensen Anzahl auch wirklich hilfreich sind, um erst mal einen Überblick zu bekommen. Die gesamte Gegend befindet sich quasi in einem riesigen Dreieck zwischen den drei Orten Alt-Bagan, Neu-Bagan und Nyaung U. Während sich einige Tempel an den ausgebauten Straßen zwischen den Orten befinden, sind die meisten fernab der Straßen über Sandpisten zu erreichen. Es gibt große, kleine, begehbare, nicht begehbare, welche, auf die man draufklettern kann, welche, die von außen besonders schön sind, welche, die von innen besonders schön sind, welche, die beides sind, welche, in denen sich besondere Buddhafiguren befinden und natürlich welche, was für jeden Baganbesucher eine große Rolle spielt, die für Sonnenauf- und -untergang besonders gut geeignet sind. 
Mit vielen Infos gefüttert mieten wir uns einen E-Roller und los gehts. Stephan fährt und Jana navigiert und schimpft hinten drauf mit dem Handy. Für den ersten Tag nehmen wir uns ein paar ausgewählte Tempel zwischen Nyaung U und Alt-Bagan vor. Neben den vorab notierten Tempeln halten wir auch immer mal, wenn es uns wo gefällt. Die Mischung aus Planung und Spontaneität stellt sich als sehr gute Vorgehensweise heraus. 
Zum Sonnenuntergang fahren wir am ersten Abend zu einem der Sonnenuntergangshotspots, dem Shwesandaw Tempel. Bewusst fahren wir eine gute Stunde vor Sonnenuntergang hin, was auch wirklich nötig ist, insbesondere, wenn man einem Platz auf der höchsten Plattform ergattern möchte. Mission geglückt. Kurze Zeit später sind dann auch die unteren Plattformen rappelvoll mit Menschen, ein verrücktes und irgendwie auch verstörendes Schauspiel. Dieser Tempel ist somit nicht wirklich geeignet, wenn man in Ruhe den Sonnenuntergang genießen möchte, aber er ist nicht umsonst einer der bekanntesten Hotspots, die Aussicht der untergehenden Sonne über den sich in der Weite verlierenden unzähligen Tempeln ist schon wirklich atemberaubend. Danach gehts ab ins Hotel, ausruhen, damit wir am nächsten Morgen auch pünktlich für den Sonnenaufgang aus den Federn kommen.

Um vor 5 klingelt also der Wecker. Heute geben wir uns den Hotspottempel vom Vorabend auch für den Sonnenaufgang. Da die vielen Menschen für den Sonnenaufgang fast noch wahnsinniger drauf sind, müssen wir ebenfalls wieder eine gute Stunde vorher da sein, um einen vernünftigen Platz zu bekommen. Sobald die Sonne sich am Horizont zeigt und die gesamte Tempellandschaft, die in der Trockenzeit aufgrund des vielen Sands immer ein bisschen dunstig ist, in ein goldenes Licht taucht, versteht man jedoch sofort, warum so viele Menschen sich so früh aus den Betten quälen, um mit zig anderen eine gefühlte Ewigkeit auf einem Tempel zu warten. Die Sonnenaufgänge in Bagan sind magisch. Wenn dann noch die Heißluftballons dazukommen, die jeden Morgen Touris für 300$ pro Nase zum Sonnenaufgang über die Ebene fliegen, wird das Bild perfekt. Selbst die Menschenmassen können die Magie nicht dämpfen. Man kann es ja auch niemandem verübeln, diesen unbeschreiblichen Anblick selbst erleben zu wollen. Bagan ist definitiv unser Lieblingssonnenaufgangsort der gesamten Reise. 

Danach geht es erst mal zurück ins Hotel frühstücken und noch mal ein Stündchen aufs Ohr hauen. Ab mittags wird dann fleißig weitergetempelt. Heute stehen einige Tempel in Alt-Bagan und Umgebung an. Neben einem Tempel lockt uns dann noch eine Frau in ihre Hütte, um unsere Gesichter mit der traditionellen Baumrindenpaste zu beschmieren. Insbesondere zum Sonnenschutz haben viele Leute in Myanmar, vor allem Kinder, diese Paste den ganzen Tag lang im Gesicht. Irgendwie seltsam mit einem beige beschmiertem Gesicht herumzulaufen, aber auch eine spannende Erfahrung. Natürlich möchte die Frau auch was verkaufen, also kaufen wir ihr einen hübschen Longhi ab, ein traditioneller langer Rock zum Wickeln, den, in verschiedenen Ausfertigungen, sowohl Frauen als auch Männer in Myanmar tragen. Da in den Tempeln sowieso lange Kleidung erforderlich ist und es auch auf der Straße nicht üblich ist zu leichtbekleidet rumzulaufen, ist der Longhi sehr nützlich. 
Für den heutigen Sonnenuntergang entscheiden wir uns für den Pyathada Tempel, ebenfalls ein bekannter Hotspot, aber aufgrund der weitläufigen Plattform drängen die Menschen sich nicht ganz so sehr. In dem schönen Licht der untergehenden Sonne wird hier auch noch eine Viehherde über die Felder vor dem Tempel getrieben, welche ein idyllisches Bild. Anschließend machen wir uns in Nyaung U noch auf die Suche nach etwas zu essen. Dies gestaltet sich nicht sehr schwierig, insbesondere in einer Straße reiht sich ein nettes Restaurant an das andere und so finden wir schnell was Leckeres, bevor es ab in die Falle geht.

Am nächsten Morgen wartet erneut der Sonnenaufgang. Da wir diesen aber heute von einem kleineren Tempel, der näher am Hotel und nicht so überlaufen ist, anschauen wollen, klingelt der Wecker erst ein bisschen später. So kommen wir pünktlich mit der Sonne bei der Bulethi Pagode an, welche wir uns nur so mit ca. 20 anderen Menschen teilen. Der Sonnenaufgang ist genauso atemberaubend wie am Tag zuvor, aber das Bild noch mal ein bisschen anders, da wir andere Tempel sehen und viel näher an den Heißluftballons sind. 
Danach gleiches Spiel wir am vorigen Tag, zurück zum Hotel und frühstücken und danach für die nächste Tempeletappe ein bisschen Kraft tanken. Heute lassen wir uns einfach treiben und halten hier und da, wo es uns gefällt. Nebenbei halten wir immer die Augen offen für einen geeigneten kleinen Tempel für den Sonnenuntergang und werden auch fündig. Als wir spätnachmittags wiederkommen, zeigt sich jedoch, dass wir nicht die einzigen waren, die diesen kleinen unscheinbaren Tempel für den Sonnenuntergang auserkoren haben. Vermutlich ist es in Bagan in der Hauptsaison mittlerweile unmöglich auf überhaupt irgendeinem Tempel zum Sonnenauf- oder -untergang alleine zu sein. 

Bevor wir noch einen Tempelkoller bekommen, geht es für uns am nächsten Morgen erst mal Richtung Mandalay. Auf dem Rückweg Richtung Süden möchten wir jedoch noch mal für 2 Tage zurück nach Bagan kommen, um insbesondere den kleineren Tempeln noch ein bisschen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. 

Mandalay

Nach einer anstrengenden ruckeligen Busfahrt kommen wir nachmittags in Mandalay an und werden direkt vor unserem Hotel, dem Diamonds Inn, abgesetzt. Es ist Valentinstag und begrüßt werden wir von dem Hotelangestellten ganz süß mit einer Rose und einem Rocher. Den Rest des Tages lassen wir es erst mal ruhig angehen, eine kleine Verschnaufpause nach den ereignisreichen letzten Tagen muss auch mal sein. Es steht also nur noch ein bisschen Stadterkundung und Essenssuche an. Die Stadt selbst ist für Fußgänger nicht sonderlich attraktiv, das Umland von Mandalay hat jedoch viel zu bieten. Da wir 3 Nächte hier verbringen, nehmen wir uns die großen Aktivitäten für die nächsten zwei Tage vor. 

Pagoden und Mandalay Hill

Nach einem ansprechenden Frühstücksbuffet im Hotel leihen wir uns zwei Fahrräder und machen uns gestärkt auf ins Abenteuer durch den wilden Verkehr Mandalays. Zuerst steht die bedeutende Mahamuni Pagode auf dem Programm. Das besondere an dieser Pagode ist die große goldene Buddhafigur, die von Pilgern (ausschließlich Männer) mit Blattgold beklebt wird, und daher mittlerweile ganz unförmig geworden ist. Diese Buddhafigur macht die Pagode neben der Shwegadon Pagode in Yangon zu einer der bedeutendsten Pilgerstätten des Landes. Mit ihren vielen goldverzierten Bögen ist die Pagode auch sonst ein echter Hingucker. 

Der Tag der Pagoden geht weiter. Also schwingen wir uns wieder auf unsere Drahtesel und steuern die nächste Pagode an. Das nächste Ziel ist die Kuthodaw Pagode, die auch als größtes Buch der Welt bezeichnet wird. In 729 kleinen Schreinen stehen große Steinplatten, auf die die buddhistische Lehre eingemeißelt wurde. Vorwiegend in weiß gehalten, hat diese Pagode eine ganz besondere Atmosphäre. Optisch sehr ähnlich kommt die Sandamuni Pagode daher, die wir anschließend besuchen. 

Eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Mandalay ist der Mandalay Hill mit einer wunderschön verzierten Pagode auf dem Gipfel. Viele Touristen fahren den kleinen Berg mit Motorrollern hoch oder lassen sich fahren, schöner ist jedoch der Weg zu Fuß die Treppen hoch. Wir lassen unsere Fahrräder unten stehen und erklimmen die ca. 1700 Stufen. Der Weg führt vorbei an verschiedenen Verkaufsständen, kleinen Pagoden und schönen Aussichtspunkten. Zudem soll es auch Glück bringen, den Weg zu Fuß zurückzulegen. Oben angekommen bietet sich uns ein schöner Blick auf die Stadt Mandalay und den Ayeyarwady Fluss. Die Pagode auf dem Gipfel ist anders als viele, die wir bisher gesehen haben. Sie ist mosaikartig bunt und glitzernd verziert und besteht aus vielen kleinen offenen Räumen, die durch Rundbögen voneinander getrennt sind. So bieten sich zahlreiche schöne Fotomotive. Auf den Menschenandrang zum Sonnenuntergang warten wir heute nicht und machen uns vorher wieder auf den Weg nach unten. 

Auf dem Weg mit dem Fahrrad zurück durch die Stadt erleben wir somit während des Sonnenuntergangs auch noch ein einzigartiges Schauspiel. Die Straßen sind zu dieser Zeit nicht nur vollgestopft mit Autos und Mopeds, sondern auch mit Kolonnen von Fahrradkutschen, die die Touris im romantischen Abendlicht an den verschiedenen Sehenswürdigkeiten der Stadt, insbesondere dem Palast Mandalays, vorbeischaukeln. 

Sagaing

Am folgenden Tag geht es mit dem Roller auf durch den wilden wuseligen Verkehr. Unser erstes Ziel ist das ca. 20 km entfernte Sagaing. Das Highlight hier ist der Sagaing Hill, da sich am Hang zahlreiche Tempel und Pagoden befinden. Der Blick auf den Hang des Hügels ist daher schon sehr sehenswert. Zu einer der größeren Pagoden düsen wir mit dem Moped auch hoch und haben dann noch mal einen schönen Blick von oben. Aufgrund der unzähligen Tempel und Pagoden, die wir mittlerweile schon gesehen haben, bleibt es aber bei dem Besuch des einen Tempels. Sagaing liegt jedoch sowieso mehr oder weniger auf dem Weg zu unseren weiteren Tageszielen und war daher gewiss kein vergeudeter erster Stopp. 

Inwa

Weiter geht es also Richtung Inwa. Von Sagaing aus kann man entweder einen recht großen Umweg mit dem Roller fahren, oder sich samt Roller gegen eine geringe Gebühr mit einem Boot über den Fluss schippern lassen. Wir entscheiden uns für letzteres. Gekonnt lenkt der Kapitän nicht nur das Boot über den Fluss, sondern manövriert auch den Roller einen steilen Abhang hinunter auf das Boot und wieder runter. Auf der gegenüberliegenden Flussseite werden wir von einer Horde Pferde begrüßt, die vor ihre Kutschen gespannt auf die Touris warten. Auch in Inwa geht es hauptsächlich um Tempel, aber die Atmosphäre ist hier eine ganz andere, da es sich bei vielen Tempeln eher noch um Ruinen handelt. Mit den zahlreichen Reisfeldern ist die Gegend generell auch sehr schön und natürlich. Gut und gerne verbringen wir hier 2,3 Stündchen bevor wir uns auf den Weg zum nächsten Ziel machen. 

Amarapura - U-Bein Bridge

Die U-Bein Bridge ist eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in und um Mandalay. Als längste Teakholzbrücke der Welt zieht sie scharenweise die Besucher an. Der eigentliche Sinn einer Brücke, auf die andere Seite zu kommen, wird hier zwar ein bisschen zweckentfremdet, aber schön ist es trotzdem. Massen von Menschen spazieren über die Brücke, um über die Brücke zu spazieren. Am anderen Ende angekommen drehen die meisten dann eben wieder um, denn niemand will wirklich auf die andere Seite. Besonders im Morgen- oder Abendlicht ist die Brücke auch ein hübsches Fotomotiv. Für den perfekten Sonnenuntergangsspot kann man sich dafür mit einem Boot auf den Fluss fahren lassen. In der Trockenzeit irgendwie witzlos, da der Fluss so schmal ist, dass man quasi direkt neben den Booten an Land steht und ebenfalls einen sagenhaften Blick hat. In der Regenzeit aber bestimmt eine schöne und irgendwie ja auch romantische Idee. Als der Tag gute Nacht gesagt hat, machen auch wir uns wieder auf den Rückweg. Am nächsten Morgen heißt es dann schon wieder Abfahrt, zurück nach Bagan, noch mal ein bisschen verzaubern lassen. 

Bagan zum Zweiten

Weil es so schön war, sind wir noch mal hier. Dieses Mal geht es planlos mit dem Fahrrad los. Fernab von den großen Straßen finden wir so noch jede Menge kleiner, größtenteils verlassener Tempel mit herrlichen Aussichtsplattformen. Da wir sonst zu Bagan eigentlich schon alles erwähnt haben, lassen wir an dieser Stelle einfach Bilder sprechen :) 

Bago

Nach überstandener Nachtfahrt kommen wir morgens in Yangon am Busbahnhof an und wissen erstmal nicht wohin, gefundenes Fressen also für die lauernden Taxifahrer. 10$ will der Gute von uns für die Fahrt zum Busbahnhof, von dem aus die Busse nach Bago abfahren. Natürlich lehnen wir ab. Kurze Zeit später nimmt uns dann schon ein junger Burmese an die Hand und führt uns zum richtigen, nur 200m entfernten Abfahrtsort. 8000 Kyat soll die Fahrt im Minivan pro Person kosten. Wir sind uns zwar einig, dass auch das etwas zu teuer ist und unsere einheimischen Mitfahrer nur einen Bruchteil zahlen, aber eine Alternative haben wir auch nicht wirklich und es sind ja umgerechnet auch nur etwas mehr als 5€. 2h später erreichen wir dann noch recht früh am Tag Bago. Auch hier wird der Verkehr von Mopeds und Rollern dominiert und ehe wir uns versehen, sitzen wir schon mit Sack und Pack auf dem Moped Richtung Hotel. Dort angekommen werden wir auch schon direkt von so etwas wie einem Touranbieter in Empfang genommen. Bei ihm buchen wir die Tour zum goldenen Fels für den nächsten Tag und obendrein noch sein Moped für den Tag. Damit erkunden wir dann die Sehenswürdigkeiten, die über die ganze Stadt verteilt sind. Das größte Abenteuer ist hier eigentlich die Fahrt durch den chaotischen Verkehr. Ganz nach dem Motto: Überholt wird rechts und links, rote Ampeln zählen nicht und die lauteste Hupe gewinnt. Auch Hunde und Kühe nehmen hier am Straßenverkehr teil und halten sich ebensowenig wie die Burmis an Regeln. 
Den Rest des Tages ist wieder Tempeln angesagt. Unser erster Stopp ist der Schlangen Tempel. Von der zugehörigen Pagode hat man einen guten Blick über ganz Bago. Im eigentlichen Tempel lebt eine riesige Python. Viele Gläubige kommen hierher um für die Schlange zu spenden. Diese ist davon aber sichtlich unbeeindruckt und schläft, nur das Atmen verrät, dass die Schlange wirklich am Leben ist. Ich finde den Anblick dieser riesigen Schlange faszinierend, während sich Jana immer wieder panisch umguckt, ob nicht doch noch wo eine andere Schlange lauert. Spenden wollen wir hier aber nichts mehr. Dies bringt zwar Glück, aber nachdem wir in den letzten Tagen oft unfreiwillig für diverse glückbringende Gaben für Buddha gespendet haben, müssten wir ohnehin mehr als genug Glück haben. Also gehts schnell wieder ab aufs Moped und zum nächsten Stopp.

Die Shwemawdaw Pagode erinnert vom Aufbau und vom Äußeren stark an die Shwedagon Pagode in Yangon. Auch hier befinden sich auf der zentralen Plattform zahlreiche Tempel und vergoldete Buddha Statuen. Mit einer Höhe von 114m ist sie sogar noch ein paar Meter höher als die Shwedagon Pagode und damit die höchste Pagode Myanmars. 

Unsere nächsten Ziele sind gleich zwei riesige liegende Buddha Statuen, die sich in unmittelbarer Nähe zueinander befinden. Beide sind sich eigentlich recht ähnlich, der liegende Buddha in der Shwethalyaung Pagode ist überdacht und hat eine mehr als 1000 Jahre alte Geschichte vorzuweisen. Mit einer Länge von 56m und einer Höhe von 16m ist diese Buddha Statue die zweitgrößte der Welt und gilt als lebensechteste Nachbildung.

Der Mya Tha Lyaung Buddha hat hingegen kein Dach und kann gerade mal auf eine 11 jährige Geschichte zurückblicken. Die Größe der Statuen sind schon beeindruckend und schön anzusehen sind sie auch. Das ganze Sightseeing und die wirklich abenteuerlichen Mopedfahrten erschöpfen uns ganz schön, vor allem bei wieder mal 35 Grad ohne Wölkchen am Himmel. Daher gönnen wir uns erstmal eine halbe Pommelo, die hier zwar recht teuer aber auch unglaublich schmackhaft sind, bevor es weiter geht.

Die Mahazwdi Pagode ist der nächste Programmpunkt unserer Power-Sightseeingtour. Diese unterscheidet sich architektonisch etwas von anderen Pagoden und die oberen Plattformen des Stupa sind begehbar. Zutritt jedoch nur für Männer. Von oben hat Mann einen schönen Ausblick über Bago.

Der letzte Stopp sind die vier Buddhas von Kweik. Diese sitzen mit dem Rücken aneinander. Einer für jede Himmelsrichtung. Ganz nett, unser Highlight waren aber eine Gruppe junger Burmesen, die uns zuerst nur neugierig beobachtet haben. Zwei "weiße" in Longhys sind bestimmt auch ein sehr komischer Anblick. Dann traut sich aber einer und bittet uns ein Foto mit ihm zu machen. Anschließend sollen wir noch mit zu seinen Freunden, leider gestaltet sich die Verständigung recht schwierig, aber trotzdem einen sehr nette Begegnung. Damit beenden wir unsere Tour durch Bago, das recht viele Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Nachdem wir in Yangon und Mandalay jedoch schon viele Pagoden und Tempel gesehen haben, haut uns hier nichts mehr so richtig aus den Socken. Einen kleinen Zwischenstopp mit Halbtagestour ist es jedoch allemal wert. 

Kyaiktiyo - Goldener Fels

Für uns geht es am nächsten Morgen weiter nach Kinpun, zum goldenen Felsen. Von Bago fährt man bis zur Basisstation in Kinpun etwa 3h, bevor es auf der Ladefläche eines Trucks nochmal 45min auf einer abenteuerlichen Strecke bergauf geht. Dabei fühlt man sich wie in eine Sardinenbüchse gequetscht, da die Trucks erst abfahren, wenn wirklich jeder Zentimeter der Bänke besetzt ist. Oben wartet dann wie nicht anders zu erwarten ein goldener Stein. Für die Einheimischen ist dies eine sehr bedeutende Pilgerstädte, für uns ist und bleibt es aber ein vergoldeter Stein, für den wir eine recht mühselige und teure An- und Abreise auf uns genommen haben. 

Am nächsten Morgen geht es wieder zurück nach Yangon zum Flughafen. Mit dem Flieger nach Bangkok verlassen wir Myanmar mit vielen unvergesslichen Erlebnissen und Eindrücken, viel zu vielen Fotos und dreckigen Füßen.