León und Umgebung

Isla los Brasiles, Surfing Turtle Lodge

16 h, 3 Grenzübergänge und viele eingerostete Knochen später kommen wir endlich in León an. Die Fahrt führte uns aus Guatemala raus, durch El Salvador und Honduras, und schließlich nach Nicaragua. Alles weitere möchten wir lieber schnell verdrängen, schön wars nicht. In León machen wir uns zuerst auf den Weg ins Surfing Turtle Hostel, da wir in deren Schwester, der Surfing Turtle Lodge direkt am Strand, die Unterkunft für die nächsten 4 Nächte gebucht haben. Da León jedoch nicht direkt am Strand liegt, ist noch eine circa halbstündige Fahrt notwendig, aber das Hostel bietet zum Glück einen Shuttleservice an. Eigentlich.. In unserem Fall sind wir dafür leider zu spät (18 Uhr ist schon wirklich eine sehr fortgeschrittene Zeit), deshalb müssen wir uns leider ein Taxi leisten. Das ist aber bei Nica-Preisen immerhin noch bezahlbar. Mit der Taxifahrt ist es jedoch nicht getan. Die Surfing Turtle Lodge liegt in so idyllischer Abgelegenheit, dass noch eine kurze Bootsfahrt und ca. 2 km Nachtwanderung am Strand folgen, bis wir endlich an unserem Ziel angekommen sind. Die Surfing Turtle Lodge betreibt neben dem Hostelalltag eine Turtle Hatchery. Die Stiftung des Hotels sorgt dafür, dass Schildkröteneier gekauft werden, um die Kleinen davor zu bewahren, zu Delikatessen verarbeitet zu werden. Sobald geschlüpft, möchten die kleinen Schildkröten natürlich irgendwann gerne ins Meer. Wir haben während unseres Aufenthaltes das Glück mehrere Male kleine Schildkröten auf ihrem ersten Weg ins Meer begleiten zu dürfen, ein wahnsinnig tolles Erlebnis!

 

 Ansonsten lassen wir hier am Strand der Isla Los Brasiles an der Küste vor León ein paar Tage die Seele baumeln und genießen die Sonne, das Meer und das Nichtstun. Die Surfing Turtle Lodge ist ein wahres Entspannungsparadies direkt am Strand mit Hängematten, traumhaften Sonnenuntergängen und auf Wunsch immer einem kühlen Getränk griffbereit. Nach Action und wirklich etwas zu tun sucht man hier jedoch vergeblich, und auch die Tatsache, dass man verpflegungstechnisch völlig auf das Hostel angewiesen ist, da sich in der Umgebung wirklich nichts befindet, geht uns zwei kleinen Freigeistern nach ein paar Tagen leicht gegen den Strich. Daher freuen wir uns auch, als wir zu weiteren Zielen aufbrechen, wo neue Erlebnisse auf uns warten.

 

Kleiner Tipp noch zur Surfing Turtle Lodge: lasst die Finger von den Bamboo Huts, falls es euch mal hierhin verschlägt. Wir dachten wir hätten einen Glücksgriff gemacht, als wir 2 Nächte im Schlafsaal und 2 Nächte in der Bamboo Hut gebucht haben.. Leider nein. Diese kleinen Hütten, die man schnell mit einer Hundehütte verwechseln kann, sind in jeder Hinsicht ein Downgrade im Vergleich zum Dorm. Kein Bett, nur eine durchgelegene Matratze auf dem Boden, kein Platz, kein Strom und kein Ventilator..  

 

León

Nach 4 Tagen am Strand geht es nun wieder nach León. Jetzt heißt es einmal in die Stadt und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten abklappern. Also einmal zur Kathedrale und zum zentralen Platz, paar schöne Bilder knipsen und fertig. Sehr schweißtreibende Angelegenheit bei 35°C, da macht León seinem Ruf als zweitheißeste Stadt Nicaraguas alle Ehre. Auf dem Rückweg gibt’s noch eben einen Smoothie to go und die Volcanoboardingtour für den nächsten Tag wird auch noch schnell gebucht.  

 

Nach einer viel zu warmen Nacht bin ich froh, dass ich um halb 6 endlich aufstehen darf. Volcanoboarding ruft, aber nur mich (Stephan). Jana bleibt bei angekündigten 70 km/h auf einem Holzbrett und nicht gerade billigen $25 lieber daheim und erkundet León etwas genauer. Also mache ich mich alleine auf den Weg. Nach einer Stunde Fahrt erreichen wir den Fuß des Vulkans Cerro Negro, die Gruppe ist mit 2 Südtirolern und einer Polin diesmal überraschend exotisch, normalerweise dominieren Amerikaner, Deutsche oder Briten :D. Der Cerro Negro gehört zu den aktivsten Vulkanen Nicaraguas, im Moment schlummert er jedoch vor sich hin. Laut unserem Guide war der letzte Ausbruch 1999 und normalerweise bricht er alle 10 Jahre aus – Beruhigend.. Aber kein Grund zur Sorge, dank vorhandener Frühwarnsysteme lassen sich Eruptionszeiten ziemlich genau vorhersagen. Nach dieser kleinen Einführung schnallen wir uns unsere Bretter auf den Rücken, auf denen es später den 728m hohen Vulkan wieder runter gehen soll. Während des einstündigen Aufstiegs haben wir einen guten Ausblick auf die Landschaft und die umliegenden Vulkane. 8 der insgesamt 23 Vulkane Nicaraguas kann man von hier aus sehen und man bekommt schon ein etwas mulmiges Gefühl, wenn man erfährt, dass viele dieser Vulkane aktiv sind. Unser Guide scheint davon aber unbeeindruckt, er zeigt uns lieber die besten Fotospots sowie die zugehörigen Posen und hat einen Heidenspaß beim Fotografieren. An der Spitze angekommen haben wir einen guten Blick in den Krater des Vulkans. Hier sollen wir unsere Hände etwas in den Boden graben, zucken aber schnell zurück, da es unter der Oberfläche wirklich verdammt heißt ist.

 Danach geht es zum eigentlichen Teil der Tour. Also schlüpfen wir alle in unsere Overalls und erhalten noch einen kleinen Crashkurs zum Volcanoboarding. Im Grunde nichts anderes als Rodeln. Also auf die Bretter, fertig, los! Nach knapp einer halben Minute ist der Spaß auch schon vorbei (je nachdem ob man bremst oder nicht) – und ich wieder am Fuß des Vulkans angekommen. Schon ein Riesenspaß aber der Kick blieb irgendwie aus und von den erhofften 70 km/h waren wir auch weit entfernt.. 

 

Wieder in León angekommen wird noch schnell der Vulkanstaub abgewaschen, bevor es auch schon weiter zum Busbahnhof geht. Granada ruft!

Granada

Von León dauert es mit dem Bus nur knapp 3 Stunden bis nach Granada, und kostet circa 70 Cordoba (nicht mal 3€). Auf der Fahrt durchqueren wir Managua, die Hauptstadt Nicaraguas. Hier reihen sich Geschäfte und Malls aneinander, aber besonders auffällig und wirklich in jeder größeren Stadt hier zu sehen ist der bunte, kitschige Weihnachtsschmuck, der besonders zentrale Plätze schmückt. Bei tropischen Temperaturen wirkt ein bunt leuchtender, glitzernder Plastiktannenbaum irgendwie fehl am Platz :D Aber auch außerhalb der großen Städte schmücken die Menschen ihre Wellblechhütten mit wild blinkenden Lichterketten. Damit nicht genug, seit beginn der Adventszeit werden abends auf der Straße ohne Ende Raketen und Böller losgelassen.

 

Die Architektur Granadas erinnert sehr an Antigua oder León, der Charme der Stadt ist auf den ersten Blick zu erkennen. Nach Ankunft gönnen wir uns erstmal ein Eis, das erstaunlich lecker schmeckt und machen uns auf zu unserer Unterkunft, der Casa d'Oro. Diesmal kein Hostel, sondern ein Airbnb, die bis jetzt wohl beste und schönste Bleibe unserer Reise. Somit nennen wir für die kommenden 3 Nächte quasi eine kleine Suite mit 3 Betten und eigenem Bad, einer wirklich schönen Gemeinschaftsküche und Pool unser zu Hause (fast schon ein bisschen dekadent, aber der Preis liegt mit knapp 15 Euro pro Nacht pro Nase gerade noch im Budget). Hier fühlen wir uns so wohl, dass wir uns fast zwingen müssen, dieses kleine Paradies zu verlassen, aber tun wir natürlich doch ab und an. Außer uns hausen im Casa d'Oro ein finnisches Pärchen sowie ein Ami im mittleren Alter, die komischerweise alle deutsch können. Diese haben die Unterkunft gleich für einen bis mehrere Monate gebucht, genießen ihr Dasein und kippen sich regelmäßig einen hinter die Binde :). Wir gestalten die kommenden 2 Tage mit einer Mischung aus am Pool entspannen und die hübsche Stadt anschauen. Einen unübertrefflichen Blick auf Granada und die umliegenden Vulkane von oben hat man aus dem Glockenturm der Iglesia la Merced. Insbesondere zum Sonnenuntergang sehr zu empfehlen und kostet auch nur einen knappen Euro. Wenn der Glockenmann zum bimmeln kommt, aber lieber die Ohren zuhalten, sonst kann es schmerzhaft werden :). Viel zu schnell vergehen die paar Tage in unserem kleinen Paradies und schon ein bisschen schweren Herzens machen wir uns mit dem Chickenbus auf den Weg nach Rivas, um von dort die Fähre auf die Isla Ometepe zu nehmen.

 

Isla de Ometepe

Die Isla Ometepe liegt im Nicaragua See und ist die weltweit größte Insel inmitten eines Sees. Sie besteht im Prinzip aus zwei Vulkanen, Concepción und Maderas, die durch eine breite Landzunge miteinander verbunden sind, plus ihrer Umgebung. Während wir mit der Fähre übersetzen, haben wir eine gute Aussicht auf die Insel und die Vulkane und können sogar ein seltenes, fast wolkenfreies Foto vom Concepción schießen.

 

Wir hausen in einem der etwas größeren Ort, Moyogalpa, im Casa Mauro. Diese Unterkunft ist sehr authentisch und die Mitarbeiter sind sehr zuvorkommend und hilfsbereit. Die Küche könnte ein wenig sauberer und besser in Schuss sein, aber ansonsten fühlen wir uns sehr wohl. 3 Nächte bleiben wir auf der Ometepe, haben also 2 volle Tage zu gestalten. Die Insel wird von einer Straße komplett umrundet, welche jedoch nicht überall geteert ist. Daher kann es, je nachdem wo man hinmöchte, schon einige Stunden dauern, ans Ziel zu kommen.

 

Aktiv und manchmal ein bisschen übermütig wie wir sind, denken wir uns, dass wir alles was mit dem Moped zu erreichen ist, auch mit dem Fahrrad erreichen können. Wir leihen uns also Fahrräder für einen Tag und setzen uns als Ziel das 25 km entfernte Ojo de Agua, ein natürlicher Pool gespeist von einer unterirdischen Quelle. Unsere Fahrräder für $5 am Tag sehen auf den ersten Blick recht gut in Schuss aus. Die ersten Kilometer auf unseren Drahteseln sollen uns aber schon vom Gegenteil überzeugen.. Eine schleifende Bremse ist schnell repariert, aber davon ab sind diese Fahrräder nicht für derart lange Distanzen geeignet. Zu allem Übel müssen wir uns die letzten Kilometer kurz vorm Ziel auch noch einige nicht enden wollende Steigungen hinauf quälen und das in der prallen Sonne. Die Gefälle zwischendurch bringen auch eher Frust als Kummer, müssen wir ja alles später wieder hoch. Völlig erschöpft kommen wir nach 2h am Ojo de Agua an und gönnen uns eine Abkühlung im frischen Nass. Dem ursprünglich natürlichen Ojo de Agua wurde künstlich ein bisschen nachgeholfen. Somit ist es zwar nicht mehr ganz so natürlich, aber dennoch sehr schön und dank Slackline und Co. auch sehr spaßig. Außerdem soll das Wasser aufgrund der vielen Mineralien sehr gesund und gut für die Haut sein. Wir folgen dem Rat von einem der Granada-Airbnb Mitbewohner und kaufen uns einen Coco-Rum Cocktail, im Prinzip nur Rum gemischt mit Kokoswasser in einer Kokosnuss – knallt ordentlich. Sieht cool aus, schmeckt auch gut, aber nach ein paar Schlucken fühlen wir uns schon leicht dudelig - kein Wunder nach der Anstrengung und bei der Hitze. Nach ein paar Stunden sonnen und planschen müssen wir uns aber auch schon auf den Rückweg machen, um die Fahrräder pünktlich wieder abzugeben.

 

Spaß bringt die Rückfahrt nicht und der Rum im Blut macht es nicht besser. Der schmerzende Hintern verfolgt uns noch einige Tage, aber wir wollen nicht jammern, haben es ja nicht anders gewollt. Im Vorfeld hat Mauro (der Hostelbesitzer) gesagt, dass das gefährlichste für Motorrad- oder Fahrradfahrer auf der Ometepe die Tiere sind, die unvorhersehbar auf die Straße springen. Gefährlichen Situationen sind wir nicht begegnet, wir fanden die vielen Pferde, Kühe, Esel, Schweine, Hühner und Affen, die uns während der Fahrt über den Weg gelaufen sind, eher unterhaltsam. Wenn etwas gefährlich war, dann eher die Bremsen des Fahrrads – Moment, welche Bremsen?

 

Am folgenden Tag geht das schlechte Wetter los, das sich leider durch die ganze nächste Woche zieht. Ein Aussichtspunkt, der sonst wahrscheinlich ganz schön ist, der Punta Jesus Maria, catcht uns bei Regen leider sowas von gar nicht. Die Stunde Fußweg hierher war also eher so für die Katz. Wegen des Regens wollen wir mit dem Bus zurück, aber anscheinend gibt es hiervon nicht so viele auf der Insel und wann einer kommt weiß auch niemand so genau.. Eineinhalb Stunden später hat das warten ein Ende und wir können wieder zurück fahren..

Am nächsten Tag ist Abreise von der Ometepe, schauen wir mal was als nächstes kommt :)

 

San Juan del Sur

 

Erst mit der Fähre, dann mit dem Bus machen wir uns auf den Weg nach San Juan del Sur, ein Surferort an der Pazifikküste Nicaraguas. Leider spielt das Wetter bei Ankunft immer noch nicht wirklich mit aber unsere Unterkunft besänftigt uns fürs Erste. Das Buena Onda Backpackers ist wirklich nur zu empfehlen! Wunderschöne Zimmer und grandioser Meerblick von der Terrasse mit Hängematten. Trotz schlechten Wetters bekommen wir die Zeit ganz gut rum. Am ersten Tag laufen wir zur Jesus-Statue, die außerhalb und oberhalb der Stadt gelegen ist. Diese ist zwar im Vergleich zu Rio eher mickrig, aber immerhin die zweitgrößte weltweit. Von oben hat man einen schönen Blick auf die Stadt und die Bucht. Ganz an die zahlreichen Touristen und Backpacker angepasst hat San Juan auch kulinarisch einiges zu bieten, wir gönnen uns hier zum Beispiel einen netten Hummer. Für unschlagbare 6,50€ umgerechnet kann man das auch durchaus mal machen. Ansonsten halten wir jedoch weiter schön den Sparkurs ein und machen den Selbstversorger, da unser Hostel auch über eine gute Küche verfügt. Außerdem kann man in San Juan mit seinen vielen Geschäfte und Ständen schön durch die Stadt bummeln. Während unseres Aufenthalts legt, wie regelmäßig in San Juan, auch ein Kreuzfahrtschiff und lässt seine Insassen in den Strandort los. Das Beobachten dieser Klischeetouristen ist schon sehr amüsant.

 

So schön die Zimmer und das Hostel sind, ein erholsamer Schlaf ist leider nicht zu finden. Die Hähne und Hunde der Stadt liefern sich nächtliche Wettkämpfe, wer am lautesten krähen und bellen kann. Und auch die Locals sind irgendwie den ganzen Dezember außer Rand und Band und lassen einen Böller nach dem anderen hoch. Wir dachten erst dies hat irgendeine Art Sinn oder Bedeutung, aber die einfache Erklärung ist wohl lediglich, dass Silvesterknaller ab Dezember in den Geschäften zu kaufen sind. Die einzig logische Schlussfolgerung, einen ganzen Monat lang böllern..

 

 

So, das war es dann auch schon wieder mit Nicaragua. Bevor wir uns jedoch weiterfahren, machen wir in weiser Voraussicht noch einen kurzen Stopp im Supermarkt und hamstern ein bisschen fürs teure Costa Rica..