Bocas del Toro


Der folgende Tag ist mal wieder großer Reisetag. Die Distanz zu unserem nächsten Ziel Bocas del Toro ist zwar nicht so groß, aber die Grenzüberquerung nach Panama steht an. 
Bocas del Toro ist ein Inselarchipel an der Atlantikküste Panamas, bestehend aus der Hauptinsel Colón, auf der sich auch Bocas Town befindet und weiteren kleineren Inseln. Unser Ziel ist das Hostel Red Frog Selina auf der Isla Bastimentos. Das Hostel und auch der gleichnamige Red Frog Beach sind benannt nach den roten Fröschen, die in den Mangroven der Insel ihr Unwesen treiben. Der Reisetag ist gespickt mit verschiedenen kleinen Pannen. Nicht genug Brageld für die Einrise nach Panama, die Kreditkarte funktioniert nicht, falsches Wassertaxi, das unser Ziel nicht kennt, uns woanders absetzen und auch noch abzocken möchte - alles dabei. Aber nach 3 Bussen, 2 Taxis und 2 Wassertaxis erreichen wir erschöpft unser Ziel. Hier erwartet uns neben der schlechten Nachricht, dass unsere Betten in zwei verschiedenen Schlafsälen sind, die wohl beste des Tages, es ist Happy Hour. Ich glaube selten hatten wir einen Drink so nötig wie heute. Bei einem eiskaltem Gin Tonic beruhigen sich die gereizten Gemüter dann auch wieder. 

Der nächste Morgen startet mit Sonnenschein und einem seit langem mal wieder guten inklusiven Frühstückbuffet im Hostel. Danach zieht es uns an den schönen Red Frog Beach, gefolgt von ein bisschen Pool am Nachmittag. Abends schauen wir uns noch einen herrlichen Sonnenuntergang am Bootssteg an, kochen uns in der Gemeinschaftsküche etwas Nettes zu essen und nehmen anschließend an einem Salsakurs im Hostel Teil. Wir lernen zwar nur die Grundschritte, aber auch das macht schon großen Spaß. Ist einfach mal was anderes zu Latinorhythmen ein bisschen die Hüfte zu schwingen :). 



Am Tag darauf verbringen wir nachmittags noch ein paar Stunden in Bocas Town, bevor wir uns auf den Rückweg zum Festland machen, um abends den Nachtbus nach Panama Stadt zu nehmen. Diesen kann man in Bocas Town in vielen Reiseagenturen und Hostels buchen. Kurze Schrecksekunde, als die erste Agentur uns sagt es gäbe keinen Platz mehr für den Abend, aber die Entwarnung kommt schnell. Wäre sonst auch schön blöd gewesen, denn am nächsten Tag ist schon Silvester. 

Panama City


Nach 10 Stunden Busfahrt kommen wir völlig übermüdet morgens um 5 in Panama an. Nachtbusse sind zwar prinzipiell eine gute Sache, da man so keinen wertvollen Tag verliert, aber von Schlaf ist leider meistens kaum zu reden. Wirklich viel auf die Kette kriegen wir also am folgenden Tag auch nicht, aber immerhin sitzen wir nicht den ganzen Tag im Bus. Angekommen in Panama machen wir uns auf den Weg zum Machico Hostel, das wir unter anderem gewählt haben, da wir hier auch die geplante Tour zu den karibischen San Blas Islands buchen können. Ein kleines Mittagsschläfchen muss heute sein, damit wir den Beginn des neuen Jahres nicht verschlafen. Aber nachmittags raffen wir uns auch noch ein bisschen auf und erkunden die schöne Promenade und Panamas Altstadt. Die gleiche Erkundung wiederholen wir abends noch mal im Dunkeln, da wir einfach zu müde und auch zu geizig sind für die teuren Bars und Rooftop Bars in Panama. Wenn man das Geld dafür ausgeben möchte, aber bestimmt eine coole Art Silvester zu feiern. Um halb 12 beenden wir unsere Rumrennerei und warten an der Promenade in der Hoffnung auf ein spektakuläres Feuerwerk über der Skyline der Stadt. Diese Hoffnungen werden jedoch zutiefst enttäuscht. Ein großes beeindruckendes Feuerwerk gibt es leider nicht und die vielen eher mickrigen Feuerwerke machen über der Skyline nicht wirklich was her. Aber was solls, neues Jahr ist eingeläutet, wir dürfen endlich schlummern :). 

Wie es sich am 1. Januar gehört, nutzen auch wir den Tag, um ausgiebig zu chillen. Tags drauf werden wir jedoch wieder aktiver und verbringen ein paar Stunden im Metropolitan Park, die sogenannten Lunge der Stadt. Ein paar Wanderwege und Aussichtspunkte im Grünen mit Blick auf die Skyline sind eine willkommene Abwechslung von der Hektik der Großstadt. 

Zurück im Hostel buchen wir voller Vorfreude für den folgenden Tag eine dreitägige Tour auf die San Blas Islands. Die San Blas Islands sind eine karibische Inselgruppe, bestehend aus 365 kleinen Inseln, eine für jeden Tag des Jahres :) Viele dieser Inseln sind unbewohnt, während einige von einem indigenen Volk, den Guna Yala bewohnt werden. Die Inseln sind recht kompliziert zu erreichen, daher bieten einige Hostels und Reiseagenturen in Panama City Touren an, die den Transport zu den Inseln per Jeep und Boot sowie die Unterkunft und Verpflegung umfassen. Auf uns warten 3 Tage auf Ina's Island, eher die Budget Option unter den San Blas Inseln und daher von vielen Backpackern gewählt. Teuer sind die Touren zu den Inseln alle. Transport, Unterkunft, Verpflegung, Tourismussteuer und vor Ort eine Bootstour zu weiteren unbewohnten Inseln umfassend kostet der Spaß für 3 Tage circa 180€, nicht ganz billig, aber wir haben unsere persönlichen "Los Wochos" eingeläutet. Am nächsten Morgen gehts schon los, zunächst wartet aber am Abend davor noch eine unerwartete Herausforderung. Eine Schnorchelausrüstung wollten wir unbedingt mitnehmen auf die Insel, haben wir aber leider vergessen zu kaufen. Im Wettlauf gegen das Schließen der Läden hetzen wir noch zwei Stunden durch die Stadt bis wir endlich einen Laden gefunden haben, der a) noch offen und b) auch tatsächlich Schnorchelausrüstungen im Angebot hat. Auch in diesem Laden ist das einzige Exemplar ein Kindermodell in Pink, aber es passt uns beiden, der Rest ist nebensächlich. Zurück im Hostel noch schnell Sachen packen und dann ab ins Bett, am nächsten Morgen geht es um halb 6 los Richtung Paradies!

San Blas Islands

Ina's Island


Der nächste Morgen geht also früh los. Während viele Menschen zu derartigen Uhrzeiten mit Worten eher sparsam umgehen, jabbelt unsere Fahrerin vom Fahrtbeginn an auf Spanisch und zwar in einem rasanten Tempo. Viel kommt bei uns zwar nicht an, aber allein ihre enthusiastische Redeweise ist sehr unterhaltsam. Zum Glück haben wir auch noch ein paar spanischsprachige Mitfahrer, die in den seltenen Pausen ihres Monologs ab und an Nachfragen stellen können, während wir uns entspannt zurücklegen. Kurzer Stop im Supermarkt, um uns für den Aufenthalt auf der Insel mit Trinkwasser und Snacks zu versorgen und weiter gehts. Kurvenreich und hügelig ist die Strecke und Señora nicht die begnadetste Fahrerin, was vielleicht unter anderem daran liegt, dass sie ihre Hände natürlich zum Gestikulieren braucht, aber sie manövriert uns sicher durch die Serpentinen. Irgendwo im nirgends plötzlich eine random Passkontrolle und $20 Tourismussteuern zahlen und weiter gehts. Angekommen am Hafen tauschen wir den Jeep gegen ein kleines Motorboot ein und nach 40 weiteren Minuten erreichen wir Ina's Island. 
Weißer Sand, türkises Wasser, Palmen, ein paar Hütten und in 10 Minuten zu Fuß umrundet. Alles sehr simpel, aber ein kleines Paradies. Es gibt zwei Tourismusunterkünfte, die von den hier lebenden Guna-Familien geleitet werden. Diese beherbergen mehr Touris als wir für so ein kleines Paradies erwartet hätten. Kurz nach Silvester ist hier vermutlich auch Hochsaison und unsere Isla gehört ja auch zu den günstigeren. Auf den teureren ist mit Sicherheit ein bisschen mehr Einsamkeit und auch ein bisschen mehr Luxus zu finden, aber bei dem Anblick unserer kleinen Insel sind wir rundum glücklich. Zu der entspannten Atmosphäre auf der Insel passt auch die Arbeitsweise der Guna. Laaaange dauert das Einchecken und auch im Laufe der nächsten Tage lassen sich die Guna auf keine festen Zeiten für Mahlzeiten oder Bootsabfahrten festnageln. Im Paradies gibt es keinen Stress :). Sobald alles geregelt ist, geht es ab an Strand, das Programm der nächsten Tage einläuten - sonnen, chillen, schwimmen, schnorcheln.. was muss man da noch zu sagen? Die Mahlzeiten versprechen frischen Fisch aus den Gewässern um die Insel. Dieser oder ab und zu mal Hühnchen wird abwechselnd serviert mit Reis, Kartoffeln oder Nudeln sowie einer Gurken- und einer Tomatenscheibe. Frischer Fisch klingt leider auch verlockender als es ist, da es irgendwie ein bisschen an der Zubereitung hapert. Da kann der Fisch noch so frisch sein, wenn er dann bis zum geht nicht mehr totgebraten wird. Zudem möchten wir dem Aussehen und Geschmack nach zu urteilen manchmal gar nicht so genau wissen, welche Teile des Fischs wir alles aufgetischt bekommen. So ist auch der Hummer, der uns einmal serviert wird, leider kein Gaumenschmaus. Kann unsere gute Laune aber nicht dämpfen. Wenn irgendetwas unserer Laune einen kleinen Dämpfer verpassen kann, dann ist es eher die Schlafsituation. Dies liegt nicht daran, dass die Betten sich in einfachen Hütten ohne Tür auf Sandboden befinden, sondern dass es sich um die schlechtesten Matratzen der gesamten bisherigen Reise handelt. Aber wer braucht nachts schon viel Schlaf, wenn man sich nach dem Frühstück gleich wieder an den Traumstrand legen kann? 
 

Piscina, Isla Estrella & Isla Pelicano


Am zweiten Tag nehmen wir nachmittags an einer Bootstour mit drei Zielen teil. Zuerst geht es zur "Piscina" (Schwimmbad), einer Sandbank mitten Meer, ohne Insel in Sichtweite, bei der wir aus dem Boot aussteigen können und uns das Wasser bis zum Bauch reicht. So stehen wir dann mitten im Ozean, plantschen ein bisschen rum und erkunden das flache Wasser auf Seesterne und Seadollar. Das zweite Ziel ist die Isla Estrella, eine unbewohnte noch viel kleinere Insel, vor der sich, wie der Name vermuten lässt, ebenfalls Seesterne im türkisen Wasser tummeln. Der dritte und letzte Stopp ist die Isla Pelicano, ebenfalls sehr klein und unbewohnt und, oh Wunder, besonders viele Pelikane sind um die Insel herum zu beobachten. Hier gefällt uns auch das Schnorcheln noch besser als vor Ina's Island, wir beobachten riesige Schwärme kleiner Fische, Korallen, Seesterne und auch größere Fische, teils in hübschen Farben.

Danach wartet noch ein weiterer Tag im Paradies, bevor wir uns auf den Rückweg nach Panama City machen, wo die letzten zwei Tage unserer Mittelamerikaetappe anstehen, bevor es wieder heißt: "Ladies and Gentlemen, fasten your seatbelt please!"

Panama City die Zweite


Auf der Rückfahrt vom Hafen nach Panama City haben wir wieder das Vergnügen mit der selben Fahrerin, leider dauert es aufgrund der vielen Staus auf dem Weg in die Stadt um einiges länger als die Hinfahrt. Aber Señora weiß die Zeit zu füllen und haut eine Story nach der anderen raus. Leider auf sehr, sehr schnellem Spanisch, aber die mitreisenden Argentinier übersetzen uns die ein oder andere Pointe. In Panama City ziehen wir für die letzten zwei Nächten in ein AirBnB, dieses ist zwar etwas teurer als unser Hostel, verfügt aber über Waschmaschine und Trockner, sodass wir in den kommenden Tagen unseren teilweise recht muffigen Kofferinhalt einmal komplett durchwaschen können. Auch der Rest der Unterkunft überzeugt und wir fühlen uns nach vielen Nächten in Schlafsälen mal wieder wie zu Hause und können richtig schön Chaos in unserem eigenen Zimmer verbreiten. 
Für die letzten beiden Tage haben wir noch ein paar Sehenswürdigkeiten wie den Ancon Hill, den Panama Kanal und die berühmte "Puente de las Americas" offen. Zunächst sind wir noch recht ambitioniert, also geht es nochmal zur Avenida Balboa, der schönen Uferpromenade mit Blick auf die Skyline, in die Altstadt und zum Panama Sign. Dabei entdecken wir den wohl besten Blick auf die Altstadt, der sich bietet, wenn man dem Highway folgt, der vor den Ufern der Altstadt durch das Meer verläuft. Dieser Straße ist auf ganzer Länge eine wunderschön gestaltete Promenade angeschlossen, die mit vielen Gelegenheiten zum rasten einen top Ausblick auf das Ufer der Altstadt bietet. Panama Stadt hat das wohl beste öffentliche Verkehrsnetz von Mittelamerika. Vor ein paar Jahren wurde hier die erste Metrolinie fertiggestellt und diese wird weiter ausgebaut. Auch sonst wird die Stadt dem Ruf als Fortschrittlichste Mittelamerikas und Weltstadt gerecht. Weit über hundert Banken haben sich hier niedergelassen und prägen mit den zahlreichen Wolkenkratzern die eindrucksvolle Skyline. Der Grund für den offensichtlichen Wohlstand Panamas hat seinen Ursprung in der Lage am Panama Kanal. Dieser ist die einzige Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik des ganzen amerikanischen Kontinents. Neben dem futuristisch anmutenden Bankenviertel stellt die Altstadt mit aufwendig restaurierten Gebäuden im Kolonialstil einen schönen Kontrast dar. In der Altstadt gönnen wir uns noch ein Eis und ein Käffchen (los Wochos halt). 

Für den Nachmittag steht noch der Ancon Hill an, die höchste Erhebung von Panama Stadt. Leider ist dieser nur mit Bussen und nicht mit der von uns bevorzugten Metro zu erreichen. Mit den Bussen kommen wir irgendwie einfach nicht zurecht und obwohl wir uns im Vorfeld jedes Mal genauestens informieren, landen wir am Ende doch wieder am falschen Ziel. Zu unserer Verteidigung muss man aber sagen, dass bei den meisten Bussen statt der Zielhaltestelle lediglich "VIVA Panama" und "felices fiestas" durch die Anzeigetafel läuft. Bevor wir noch weiter versuchen das Bussystem zu verstehen, setzen wir uns in ein Taxi, das uns dann auch sicher zum Ziel führt. Trotz der Busprobleme kommen wir noch pünktlich zum Sonnenuntergang auf dem Berg an. Hier erwartet uns ein einmaliges Panorama, auf der einen Seite Altstadt und Skyline und auf der anderen der Panama Kanal und die Puente de las Americas. Für den Rückweg nehmen wir dann aber sicherheitshalber einen Umweg zur nächsten Metrostation in Kauf, auf die paar Meter kommt es jetzt auch nicht mehr. Nach weit über 20 km zu Fuß fallen wir völlig erschöpft ins Bett. 

Am nächsten Tag werfen wir alle ausstehenden Pläne über Bord und entscheiden uns für chillen und Filme gucken, bis wir uns auf den Weg zum Flughafen machen. Und damit endet auch schon das erste Kapitel unserer Reise, das mit den San Blas Inseln einen krönenden Abschluss erhalten hat. Schon jetzt können wir auf viele Abenteuer, Eindrücke, und einmalige Erlebnisse zurückblicken. 6 Länder Mittelamerikas haben wir bereits bereist und Land und Leute kennengelernt. Angefangen mit Traumstränden und Maya Ruinen, über eindrucksvolle Landschaften mit aktiven Vulkanen, karibisches Flair, Regenwälder, einsame Inseln und pulsierende Großstädte hatte Mittelamerika schon Einiges zu bieten. Nun wartet eine völlig neue Welt auf uns und die Vorfreude ist riesig! Zunächst steht aber ein knapp 4 Tage dauernder Flug Marathon, mit kleinem Zwischenstop in San Francisco an. Aber davon erzählen wir im nächsten Kapitel.